Unter anderem ein Auslöser für dieses Projekt:
Es war der 13. Mai 2018, an diesem Morgen wusste ich noch nicht, dass sich ab nun einiges verändern wird:
Wir waren in Ungarn beim Training. Ich war nie ein Profi – wollte aber einmal einer werden – wer will das nicht? Voriges Jahr fehlte, mit etwas Glück, in einem Qualifikations-Lauf zur Staatsmeisterschaft nur noch ein Platz um bei den Profis mitzustreiten. Ich habe das ganze Bike nach einem Motorschaden wieder komplett neu aufgebaut und war maximalst motiviert. Aber irgendetwas war komisch, nicht nur das Bike fühlte sich anders an, ich war nicht ganz klar im Kopf. Gestern schon nicht. Deshalb habe ich einmal ohne richtigem Speed, das Bike neu kennen gelernt und habe mich einfach ausgetobt. Wheele, Stoppy, Enduro-Strecke, Kurventraining, … Just4Fun – es war lustig. Am zweiten Tag wollte ich dann wieder einmal richtig Gas geben. Ich fahre ein paar Runden zum Aufwärmen auf meiner Lieblingsstrecke…
…ich träume wie in einem schlechten Film. Sehe mich selbst da liegen, auf einem Bett, in einem Raum, der optisch an viel frühere Zeiten erinnert. Albtraum. Ich kann mich kaum bewegen, bin mehr weg als da. Bin komplett schwach, bekomme kaum Luft. Ich Rede kompletten Schwachsinn: „Was ist passiert?“ Immer wieder – wie wenn die Platte hängen geblieben wäre. Ich wusste, für eine Zeit nichteinmal mehr, wer ich bin. Eigenartig, habe gerade noch von meinem Lieblingshobby geträumt. War das wirklich ich? Ich fühle Schmerzen, in der Schulter, in der Brust und … eigentlich überall. Sie fühlen sich verdammt echt an, bei jeder Bewegung. Kann ein Traum so real sein? Ist das kein Traum?
Ich wollte es nicht wahrhaben, es war kein Traum, es war der Moment als ich in der Traumatologie in Ungarn die Augen wieder öffnete. Ich hab niemanden verstanden, ich wusste nicht was los war. Verdammt tut das alles weh! Nach einigen Stunden konnte mir endlich jemand erklären, was alles passiert war und was alles nicht ok ist: Wirbel gebrochen, Rippen gebrochen, Schulterblatt zertrümmert, Oberarm gebrochen, Lunge zusammengefallen, Gehirnerschütterung… Oha. Was mach ich da? Ich will nach Hause…
2 Tage später in Österreich beim Arzt meines Vertrauens: „In wenigen Wochen soll alles wieder beim Alten sein.“ Naja, eine weitere Sportverletzung eben. Risikosport. Die Saison ist gelaufen.“
„Herr Doktor, jetzt ist es schon 4 Wochen her und ich kann meine Hand immer noch nicht heben. Da passt etwas nicht.“ Nach vielen weiteren Untersuchungen und Arztgängen eine weitere Diagnose: überdehnter oder eingerissener „Plexus brachialis“ d.h. die Hauptnervenstruktur, die die Schulter versorgt, ist schwer verletzt. Das heißt, es dauert noch länger. Weitere 12 Wochen oder so, bis sich das Nervengeflecht wieder erholt hat. Physiotherapie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie, Elektrotherapie, …
4 Monate später hebt sich meine Hand immer noch nicht. Irgendwann wird man dann einmal nervös und fängt zum Nachdenken an. Ohne der rechten Schulter ist ziemlich vieles nicht mehr ganz so einfach machbar – aber mit, wäre es doch viel einfacher. Die Ärzte haben mir schon mehrmals gesagt, ich soll ab jetzt jedes Jahr meinen zweiten Geburtstag feiern und froh sein, dass es mir so gut geht. Ich habe immer gedacht, das passiert anderen – aber nicht mir.
Wenn es ohne Operation nicht geht, dann bleibt sie auch nicht aus. Ende des Jahres wurde ich dann noch 2 Mal operiert: Nervenrekonstruktion-Nerventransplantation: der Riss des Nerves bestätigt sich. Ein weiterer Nerv aus dem Trizeps wird umgelegt auf den Deltamuskel. Den ganzen Heilungsprozess nochmal ganz von vorne bitte. Ich mag nicht mehr, aber wenn ich jetzt nicht gas gebe, habe ich nie wieder die Chance dazu: Physiotheraphie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie, Elektrotherapie, Ultraschalltherapie, …volles Programm.
Februar 2019: Es tut sich was, mit etwas Unterstützung kann ich die Schulter schon wieder leicht zucken lassen – etwa so 30 Grad. Ach wie geil 😉
April 2019: Reha in Bad Ischl. Wieder einmal, erkläre ich einem Doktor meine Krankengeschichte, er liest meine Diagnose genauer durch und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Nachdem ich ihm zeige, dass sich schon etwas tut und ich nun die Hand schon ohne Unterstützung ca. 30 Grad heben kann, bekommt er große Augen und bringt nur ein staunendes „unglaublich“ herraus. Dennoch meint er, eine vollständige Genesung wird schwierig sein, von meinem Deltamuskel wird ab jetzt ca. nur noch die Hälfte vom umgelegten Nerv versorgt. Ich werde sehr hart daran arbeiten müssen. „Challenge accepted, Herr Doktor“. 😀 Aufgeben war noch nie meine Stärke.
Nach 4 Wochen Reha kann ich meine Hand wieder fast bis ganz nach oben bewegen, vorwärts wie seitwärts. Aber nur 1-2 Mal, Kraft fehlt noch jede Menge. Bei der Endkontrolle erklären mir die Therapeuten, dass 20°-30° Besserung, bei dieser Diagnose und in dem Zeitraum üblich sind. Ich habe gute Arbeit geleistet.
Ein Jahr nach der Operation und somit 1,5 Jahre nach dem Unfall bin ich immer noch bei der Physiotherapie. Mehr als 100 Einzeltherapien habe ich schon hinter mir. Das ganze war nicht umsonst, mittlerweile kann ich schon satte 2kg seitwärts heben und das mit 15 Wiederholungen. 😀
Zwei Jahre nach dem Unfall, hat sich vieles normalisiert – nicht alles, aber das Kämpfen hat sich gelohnt. Nun soll es wieder mit großen Abenteuern weiter gehen. 😉
Dennoch, kann ich nicht schlecht über den Motocross-Sport reden. Es war eine geile Zeit! Toller Sport!
An dieser Stelle will ich mich noch bei allen Bedanken, die mir in dieser Zeit geholfen haben – ohne Hilfe wäre es nicht so gut vorangegangen. DANKE!
#NeverGiveUp #StayStrong #StayFocused #AufgegebenWirdNurEinBrief #WoEinWilleDaEinWeg
Michael Aumayr
Ich weiß, es gibt viel schlimmere Geschichten. Ich wollte in dieser aber nicht auf mich aufmerksam machen. Ich wollte erzählen, dass es Tiefpunkte gibt im Leben und, dass man alles schaffen kann, wenn man will. Das man sich im Klaren sein soll, wie gut es einem geht – ohne das etwas passieren muss. Und, dass es keine Sicherheit gibt im Leben. #LebeDeinLeben #NeverGiveUp!
Schlechte Bedingungen, und was ist deine Ausrede?
Boris Grundl
Dieses Ereignis beendete eine tolle Zeit in meinem Leben und machte gleichzeitig Platz für einen neuen Abschnitt.