Transatlantik WEST – OST

Das große Abenteuer auf hoher See

04.04.2021 8:00 früh morgens heißt es „Leinen los!“ Ein magischer Moment!
Wir warten kurz vor der Brücke im Hafen von St. Maarten bis diese den Weg freigibt.

Diese blaue Brücke ist ebenso bekannt: Laura Dekker hat 2011 im Alter von 14 Jahren hier ihre Solo-Weltumsegelung gestartet und ich frage mich, wann ich wieder hierherkommen werde um meine eigene Weltumsegelung hier zu starten? Ich habe zuvor die Dokumentation davon gesehen und für die nächsten Tage noch das Buch mit mehr Details zu Ihrem Weltrekordversuch mit dabei.  

Die Brücke öffnet, wir passieren und machen einen kurzen Blick zurück – LAND, wir werden dich vermissen. Wir setzen die Segel und nehmen Kurs Nordost in Richtung Europa. Nach nur wenigen Stunden ist das Land außer Sichtweite und um uns herum ist alles blau: Himmel blau, Meer blau … unsere Gedanken blau. Dieser Anblick wird sich die nächsten Wochen kaum ändern. Es wird zum Highlight, wenn sich der Himmel mit Wolken bedeckt und die Sonne dieses Ereignis zum Schauspiel macht. 

 

Relativ am Anfang der langen Reise mussten wir gleich mal eine Flaute hinnehmen und wir Motoren für ca. 24h bis der Wind wieder auffrischt und unsere Segel füllt.

 

Am Morgen des zweiten Tages fängt Sören, unser Fischer, gleich einen 100cm Barracuda. Unser Fischbedarf für die nächsten zwei Tage ist gedeckt. Später sollte es noch einen 90cm Mahi Mahi (Goldmakrele) frisch aus dem Meer geben, der uns ebenso zwei Tage lang versorgt.   

Die ersten zwei-drei-vier Tage dauert es etwas bis man den Schichtplan gewöhnt und sich alles einspielt. Unsere Bordzeit ist auf MESZ eingestellt und somit verändern sich die Wachzeiten im Laufe der Überfahrt so, dass jeder einmal Sonnenauf- und -untergang in seiner Schicht erlebt.

Die Schicht gestaltet sich im großen und ganzen immer relativ entspannt, der Wind ändert sich meistens nur minimal und somit besteht die Hauptaufgabe darin, einfach nur alles im Blick zu haben: Wind in Richtung und Stärke – selten muss Gerefft (= Segelgröße der Windstärke anpassen) oder der Kurs zum Wind angepasst werden. Von Zeit zu Zeit nähert sich ein anderes Schiff und es wird kontrolliert ob sich unsere Kurse kreuzen oder gefährlich werden. Gegebenenfalls wurde ein Ausweichmanöver gestartet oder Funkkontakt aufgenommen. Die Schiffskontakte sollen schon bald weniger werden. In der längsten Zeit haben wir für sechs Tage keines gesehen.

Der Bordalltag ist sehr relaxed. Es wird gelesen, Musik und Podcasts gehört, Spiele gespielt, Geschichten erzählt, gekocht, sauber gemacht, Wäsche gewaschen, Brot gebacken …

Zur Abwechslung werden oft kleinere Reparaturen durchgeführt (Navigationslichter, Seewasserpumpe, Segel, Motor, Nachtanken, Watermaker …. ). Manchmal leisteten uns Delphine Gesellschaft, wir entdeckten gefährliche Spanische Galeeren im Wasser und machten einen Badestopp. Immer wieder entdecken wir am Morgen fliegende Fische oder sogar Calamari die über Nacht an Bord gespült wurden.  

Kulinarisch ging es uns besser als gedacht, es wurde immer gut aufgekocht, Brot und Kuchen gebacken. Die ersten 10-12 Tage hatten war noch Frischobst und -Gemüse zur Verfügung, danach mussten wir immer mehr und mehr mit Dosen bzw. anderen Trockennahrungsmittel arbeiten. Das funktioniert und schmeckt besser, als wir uns das im Vorhinein vorgestellt haben, ersetzt das Frische aber nicht. 

Einmal am Tag, um 24 Uhr, gab es diverse Statistiken: gesegelte Strecke, das aktuelle Etmal (= zurückgelegter Weg die letzten 24h), Weg bis zum Ziel, noch vorhandener Diesel, Nachrichten vom Sattelitentracker von der Außenwelt, Wetterdaten.
Es war supercool, entschleunigend, chillig, aufregend, mal etwas anderes. Die Zeit verging anfangs sehr schnell, so ab dem ~14en Tag freuten wir uns schon auf den Azoren zwischenlanden zu können, es wurde einfach Zeit sich die Füße mal zu vertreten, wieder Land zu sehen und frisches Obst einzukaufen.
Ab Tag 18 sollte sich nun einiges ändern … 

Zahlen:  +17 Tage // + 2218 Sm

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