Schweiz

Zurück im Hamsterrad.

Die Reisekasse hat die letzte Zeit in Skandinavien sehr gelitten, deswegen war es an der Zeit diese wieder etwas aufzufüllen.

Sunny bewirbt sich um einen Saisonjob „just4fun“ bei den Bergbahnen in Gstaad, Schweiz. Kurze Zeit später telefoniert Sie auch schon mit der Personalchefin, in einem Nebensatz erwähnt Sie, dass ich auch arbeiten könnte. Und genauso schnell hatten wir beide einen Job.

Da ich mit meinen Remote-Arbeiten nicht Vollzeit ausgelastet bin, passt mir das ganz gut ins Konzept. Die Reisekasse freut sich. 🙂 

Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen geht es auch schon los – ab in die schöne Schweiz – ein Tagesroadtrip. Gleich am nächsten Tag wird es ernst: nach mehr als 1,5 Jahren auf Reisen habe ich wieder einen Job in einem Büro – bzw. an der Kasse. Unglaublich.

Der erste Vormittag ist mit den Einschulungen schnell vorübergegangen, aber schnell wird mir klar: so einfach wie ich mir das Anfangs vorgestellt hatte wird das nicht.

Zum einem ist die Kasse komplizierter als man sich das als Außenstehender vorstellt: Welche Tickets darf ich wann und wo verkaufen? Welche Ermäßigungen und Gutscheine sind gültig? Wie muss man was mit welchem Konto richtig Abrechnen? Dynamisches Pricing, Clubmitglieder, Landeigentümer, online Bestellungen, Events, Clubs, Sonderfälle und vieles mehr. Gleichzeitig ist man natürlich auch noch die Auskunft und man sollte absolut alles im Umkreis wissen – sogar wo der nächste Frisör oder Bäcker ist, und solche Dinge. Weil das noch nicht reicht, ist man natürlich auch der Sündenbock für die überteuerten Preise und darf mit den zum Teil sehr unfreundlichen Kunden diskutieren bzw. manchmal sogar richtig Streiten.

Ich muss zugeben das hat mir manchmal sogar Spaß gemacht. Vor allem wenn die überheblichen Superreichen mit dem Maserati vor die Haustüre gefahren werden, der Fahrer noch die Schier dem Skilehrer übergibt und sich die schönen Damen und Herren im Pelzmantel die 77 CHF für die Tageskarte nicht leisten können und laut werden. Haha. Action!

Zum anderen habe ich starke Sprachdefizite: Schweitzerdeutsch, Franzosen, Italiener und viele die ich nicht identifizieren kann (vermutlich auch Schweizerdeutsch?) – ich muss immer fünf Mal nachfragen und freue mich auf jeden einzelnen der Englisch mit mir spricht. Nicht Deutsch – Englisch!

Am Nachmittag darf (muss!) ich schon alleine die Schitickets verkaufen, aber die Chefin sitzt hinter mir und kontrolliert mich genau. Ich bin etwas nervös – man muss diese Art von „Selbstbewusstheit“ erstmal lernen. Ein Kunde nach dem anderen, zack, zack, zack. Immer wieder muss Sie eingreifen und mich korrigieren. Am Tagesende habe ich gleich einmal 176,- CHF (oder so?) minus in der Kasse. Toll! Anfangs habe ich oft die roten 20CHF Scheine mit den 10€ Noten verwechselt – eine zeitlang immer zu viel herausgegeben. Die Chefin ist nicht erfreut.

Der erste Tag ist zu Ende, völlig „brainfucked“ fahre ich mit dem Zug „nach Hause“ in unser Hotelzimmer. „Puhh. Und das soll ich jetzt drei Monate lang machen?“, schwirrt es mir durch den Kopf. „Das kann ja was werden – ich habe keine Ahnung wie ich das auf die Reihe bringen soll.“ Naja – Abenteuerleben halt.

 

Sonja erzählt mir abends ähnliches von der Berghütte.

Die Tage vergehen und ich werde immer sicherer in meinem Job, verstehe die Leute von Tag zu Tag besser und die Chefin lässt mich ganz alleine Arbeiten. Es ist ein eigenartiges Gefühl wieder einen Rhythmus im Tagesverlauf zu haben. Nicht negativ aber auch nicht positiv. Täglich habe ich einen Geldfluss zwischen 700 CHF und 29.000 CHF. Akkordarbeit. In Summe habe ich fast eine Million CHF Umgesetzt. Leider aufs falsche Konto – seufzt.

Aber schon nach kurzer Zeit merkt man, wie man wieder im Alltag „gefangen“ ist. Die Tage sind lang: 1,25h Arbeitsweg – 9h Arbeiten – 1,25h Heimweg, Abendessen und danach betreue ich meine eigenen Projekte noch. Sechs Tage die Woche, auch neun Tage durchgehend mit einem einzelnen freien Tag dazwischen, ist keine Seltenheit. Hamsterrad deluxe. Ich will wieder Reisen und meine Freiheit zurück!

 

 

Dafür ist der Lohn eigentlich ganz gut, knapp das doppelte was ich in Österreich verdienen würde (guter schweizer Grundlohn, weniger Steuern, guter Wechselkurs). 

Die kurze Freizeit die uns zur Verfügung steht verbringen wir mit Schifahren und Snowboarden was für uns nicht mit Kosten verbunden ist. Nach meinem Unfall und meinen Reisen im Anschluss stand ich mehr als vier Jahre nicht auf dem Brett. Aber schon nach der ersten Abfahrt merke ich – dass ist wie Radfahren, man verlernt es einfach nicht. Wir haben jede Menge Spaß im Schnee mit traumhaftem Bergpanorama um uns. Einfach geil.

Besonders populär ist hier das „Schlitteln“ sodass es gleich mehrere Schlittenbahnen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gibt. Die schwierigeren Pisten mit schnellen Kurvenkombinationen sind definitiv nicht mehr für Familien und Kinder zu empfehlen.

 

Anfangs leben wir in einem sehr alten „ausgemusterten“ sehr unbefriedigendem Hotelzimmer. Zum einem war das viel zu teuer und zum anderen fehlten uns Küche, Waschmaschine usw. – hier wollten wir nicht bleiben.

Auf der Suche nach einer anderen Bleibe stoßen wir auf eine WG. Anfangs war das für mich ein Kompromiss, ich wollte eigentlich nach der Arbeit meine Ruhe haben und keine Hektik in der Wohnung. Anders als gedacht hatten wir aber ziemlich coole Mitbewohner die auch schon Ewigkeiten auf Reisen sind. Nach der Arbeit traf man sich immer gemeinsam in der Küche, quatschte über alles mögliche, meistens waren es spannende Reisegeschichten von der ganzen Welt. Abends verkroch sich jeder in seinem Zimmer, wenn man keine Lust mehr hatte. Internatsfeeling. Es hat echt Spaß gemacht. 

Später habe ich manchmal auch andere Aufgaben als die Kasse zugeteilt bekommen z.B. die kleinen Kinder am Tellerlift anbügeln oder Abends noch eine Kontrollunrunde mit dem Töff (=Quad mit Schneekettenantrieb) fahren. Das hätte ich gerne noch öfters gemacht. 😉 Zum Ende der Saison besuchten uns meine Eltern. Nach einem weiterem Tag auf der Piste,  unternahmen wir einen kleinen Ausflug nach Lausanne und Annecy in Frankreich. Es tat gut mal etwas Abstand zur Arbeit zu gewinnen.

Nachdem wir dann noch die letzten paar anstrengenden Tage in der Hochsaison hinter uns gebracht haben und die Arbeit endgültig zu Ende war (endlich!), haben wir noch ein paar weitere Tage im Berner Oberland verbracht und das Kapitel Schweiz mit positiven Erinnerungen abgeschlossen.   

Während dieser Zeit haben wir auch den ganzen Sommer schon wieder durchgeplant (eigentlich wollten wir ja nicht planen). Hauptsächlich werden wir am Wasser unterwegs sein, aber auch ein paar Microabenteuer an Land haben wir uns wieder vorgenommen. Mit ocean-lights.com und actionteam-sailing.de werden wir einige Segelabenteuer im Mittelmeer und auf den Kanaren bestreiten. Bei einigen Segeltörns können interessierte Leute auf Anfrage auch gerne mitkommen. Sehr empfehlenswert – einfach melden 🙂

Zwischendurch nahm ich mir auch mal Zeit ein kurzes Video von der Atlantiküberquerung vom Vorjahr zusammenzuschneiden:

Zu guter letzt gab es zu Hause noch einiges für die nächsten Abeneteuer vorzubereiten. Unter anderem auch Sylvie wieder fit machen, einige Dinge mussten gemacht werden um beim TÜV wieder gut durchzukommen. (Bremsen erneuern, Lüfter/Kühler erneuern, Federung und Fahrwerk erneuern, generelle Pflege und Reinigung).

Zahlen:  +120 Tage // + 5150 km  // +1 Land

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